Ägypten Das Land
Amtssprache: Arabisch
Hauptstadt: Kairo
Staatsform: Republik
Staatsoberhaupt Präsident:
Abd al-Fattah as-Sisi
Regierungschef Premierminister:
Mustafa Madbuli
Fläche: 1.001.449 (UN 2007)[1] km²
Einwohnerzahl: 98.423.595 (2018)
Bevölkerungsdichte: 98,3 Einwohner pro km²
Index der menschlichen Entwicklung: 0,700
Währung: Ägyptisches Pfund (EGP)
Gründung: 18. Juni 1953
(Vereinigte Arabische Republik)
Unabhängigkeit: 28. Februar 1922
(vom Vereinigten Königreich)
Nationalhymne: Biladi, Biladi, Biladi
Nationalfeiertag: 23. Juli (Tag der Revolution)
Zeitzone: UTC+2
Kfz-Kennzeichen: ET
Telefonvorwahl: +20
Ägypten (Aussprache [ɛˈɡʏptn̩] oder [ɛˈɡɪptn̩]; arabisch مصر Miṣr, offiziell Arabische Republik Ägypten) ist ein Staat im nordöstlichen Afrika mit über 97 Millionen Einwohnern und einer Fläche von über einer Million Quadratkilometern. Die MegastadtKairo ist ägyptische Hauptstadt und die größte Metropole Afrikas und Arabiens, der Ballungsraum „Greater Cairo“ ist eine der bevölkerungsreichsten Stadtregionen der Erde. Weitere Millionenstädte des Landes sind Alexandria und Gizeh. Hinsichtlich der Wirtschaftsleistung beim BIP pro Kopf liegt Ägypten auf Platz 94 von 190 Ländern (2016, PPP). Im Index der menschlichen Entwicklung belegte es 2019 Platz 116 von 189 Ländern.
Das Alte Ägypten gilt als eine der frühen Hochkulturen der Welt. Ägypten wird seit der arabisch-islamischen Expansion zur Maschrek-Region des arabischen Raumes gezählt. Es hat als interkontinentaler Staat eine Landbrücke vom größeren afrikanischen Teil nach Asien, zur Sinai-Halbinsel. Durch die Revolution von 2011 änderten sich die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse im Land. Beim Demokratieindex rangiert Ägypten im Jahr 2019 auf Platz 137 von 167.
Ägypten Das Land: Überblick
Ägypten hat vor allem wegen seiner hohen Bevölkerungszahl eine enorme politische und kulturelle Ausstrahlung in der arabischen und islamischen Welt. Aber auch in der Geschichte der Zivilisation der Menschheit hatte es eine große Bedeutung, wovon viele Ausgrabungen und antike architektonische Sehenswürdigkeiten zeugen. Hier entstand bereits um 3000 v. Chr. mit dem Alten Ägypten eine der frühen Hochkulturen der Alten Welt. Das Land am Nil erlebte nach der Pharaonenzeit eine wechselvolle Geschichte von vielen Fremdherrschaften, bis es 1922 wieder seine Selbstständigkeit erlangte. Aber auch jetzt endeten die Machtkämpfe um Ägypten nicht, sie gingen im Innern weiter. Die Proteste des Arabischen Frühlings erfassten 2011 auch Ägypten. Darauf folgte die Staatskrise 2013/14.
Ägyptens Nachbarländer im Süden sind der Sudan und im Westen Libyen. Die nördliche natürliche Grenze ist das Levantische Meer, der östlichste Teil des Mittelmeeres. Die nächste Insel ist Zypern und befindet sich etwa 380 km Luftlinie von der ägyptischen Küste entfernt. Im Nordosten grenzt Ägypten an Gaza und Israel. Im Südosten hat es eine ausgedehnte Küste zum Roten Meer mit seinen beiden Meeresarmen, dem Golf von Sues und dem Golf von Akaba bzw. Eilat. Dem letztgenannten Golf liegen Saudi-Arabien und Jordanien gegenüber, wohin Fährverbindungen bestehen. Der längste Strom Afrikas, der Nil, durchfließt das Land von Süd nach Nord als seine wichtigste Lebensader und mündet in einem Delta in das Mittelmeer. Eine weitere Lebensader ist der Sueskanal, eine künstliche Wasserstraße mit herausragender Bedeutung für die Weltwirtschaft, die das europäische Mittelmeer mit dem Indischen Ozean verbindet. Große Teile des Territoriums des Landes sind Wüsten.
Klima
Ägypten liegt innerhalb des nordafrikanischen Trockengürtels mit sehr wenig Niederschlägen, sowie beträchtlichen saisonalen und täglichen Temperaturschwankungen. Nur der nördliche Küstenstreifen und das Nildelta sind mit Winterniederschlägen zwischen 100 und 200 mm mediterran beeinflusst; südlich von Kairo dagegen regnet es äußerst selten. Die mittleren täglichen Temperaturmaxima liegen im Januar zwischen 20 °C (Port Said, Kairo) und 24 °C (Assuan), wobei es nachts sehr stark abkühlen kann. Im Juli erreichen die Tagestemperaturen 31 °C (Port Said), 35 °C (Kairo) und 41 °C (Assuan). Die Hitze ist wegen der geringen relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 30 % (im Sommer) gut zu ertragen. Von März bis Juni weht der heiße Chamsin, ein aus Süden kommender Sand- und Staubwind. An der Küste des Roten Meeres ist das Klima etwas gemäßigter mit weniger heißen Sommern (um 35 °C) und milden Wintern (auch nachts nur selten unter 10 °C).
Flora und Fauna
Die natürliche Vegetation ist wegen der geringen Niederschläge wie auch der intensiven agrarischen Nutzung des Niltals stark eingeschränkt.[9] Die Wüste ist fast völlig vegetationslos, vereinzelt wachsen Tamarisken, Akazien und Dornsträucher, in der Wüstensteppe auch Hartgräser; entlang dem Nilufer gruppieren sich Nilakazien, Dattelpalmen, Maulbeerfeigen und Johannisbrotbäume sowie eingeführte Kasuarinen. Typisch für das Nildelta sind Lotuspflaumen, Bambusrohr und Schilfgewächse; die im Altertum hier kultivierten Papyrusstauden gibt es kaum noch.
Die Fauna Ägyptens ist reich an Wasservögeln im Deltabereich und am Nil (v. a. Reiher, Kraniche und Nilgänse); während der Wintermonate gesellen sich viele europäische Zugvögel hinzu. An Raub- und Aasvögeln sind Milane, Bartgeier und Habichte heimisch. Zu den größeren Säugetierarten des Landes gehören – neben den domestizierten Kamelen, Eseln, Schafen und Ziegen – Schakale, Hyänen, Fenneks, Falbkatzen und – in den Gebirgsregionen – Nubische Steinböcke. Die Wüste wird von Hasen, Springmäusen, mehreren Eidechsenarten, Skorpionen belebt. In den ländlichen Gebieten am Nil kommt die Ägyptische Kobra vor; am Nassersee leben noch einige Krokodile. Im Nil und in den Seen an der Deltaküste gibt es mehr als 190 verschiedene Fischarten.
Volksgruppen
Der Großteil der Bevölkerung – etwa 91 % – sind die Nachkommen der alten Ägypter. Sie wurden jedoch durch Einwanderung und Vermischungen mit der Zeit kulturell und sprachlich arabisiert. Als unvermischte Nachfahren gelten die sesshaften und Ackerbau treibenden Fellachen und die christlichen Kopten, welche vorwiegend in Oberägypten und in den Städten leben.[18]
Im Süden Ägyptens sind noch etwa 140.000 Nubier ansässig, eine größere Zahl lebt ebenfalls in den Städten. Viele von ihnen wurden aufgrund des Baus des Nasser-Staudamms vom Süden nach Kom Ombo umgesiedelt. In der Libyschen Wüste lebten einst Berberstämme, von denen heute allerdings nur noch wenige in der Oase Siwa wohnen. Daneben gibt es etwa 70.000 arabische Beduinen, welche nomadisch in den Wüsten des Landes leben. Ferner leben in der Wüste östlich des Nils auch Bedscha-sprachige Nomaden.
Im Norden Ägyptens leben darüber hinaus auch Italiener, Türken, Abchasen und Briten.[19] Die einst florierenden griechischen und jüdischen Gemeinden sind nahezu verschwunden, nur eine kleine Zahl verblieb in Ägypten; jedoch besuchen viele ägyptische Juden das Land für religiöse Ereignisse und für den Tourismus: noch heute finden sich in Kairo und Alexandria viele archäologische und historische jüdische Stätten.
Sprachen
Die Amtssprache ist Arabisch. Als lokale Muttersprache wird mehrheitlich Ägyptisch-Arabisch, ein neuarabischer Dialekt, gesprochen. Schriftsprache ist jedoch seit der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert das Hocharabische, nur in der koptischen Kirche wird als Liturgiesprache noch das Koptische verwendet, geschrieben in einer eigenen Schrift, die von der griechischen – und einige Zeichen von der demotischen Schrift – abgeleitet ist.
Im Süden und in der Oase Charga sprechen viele Menschen Nubisch. In der Oase Siwa spricht man noch eine Berbersprache, das so genannte Siwi. Im Südosten gibt es auch Bedscha-Sprecher. Außerdem gibt es rund 230.000 Domari-Sprecher – eine indoiranische Sprache.
Als Fremdsprache ist in der Oberschicht Französisch und in letzter Zeit vor allem Englisch verbreitet. Die wichtigsten Sprachen der europäischen Minderheiten waren Griechisch, Armenisch (Westarmenisch) und Italienisch. Im Alexandria des späten 19. Jahrhunderts gab es eine große Gemeinschaft von italienischen Ägyptern und Italienisch war bis ins 20. Jahrhundert die Verkehrssprache der Stadt.
Religionen
Staatlich anerkannt sind nur Muslime, Christen und Juden. Daneben gibt es noch rund 5700 Bahais, etwa 150 Mormonen und verschiedene kleinere ägyptische Religionsgemeinschaften, die zum Teil von systematischer Unterdrückung und Verfolgung betroffen sind. Die Bahais, deren Institutionen 1960 durch ein Gesetz aufgelöst wurden, kämpfen um staatliche Anerkennung.
Muslime
Etwa 90 % der Einwohner Ägyptens bekennen sich zum sunnitischen Islam, Schiiten und Ahmadis haben zahlenmäßig nur eine sehr geringe Bedeutung.[24] Viele ägyptische Muslime gehören einem sufischen Orden an. Besonders verbreitet sind die Schādhilīya, die Chalwatīya, die Badawīya und die Burhānīya.
Seit Ende der 1920er Jahre existiert in Ägypten mit der Muslimbruderschaft eine islamistische Massenbewegung, die zeitweise auch politisch sehr einflussreich war, aber immer wieder verboten wurde.[27] In den 1960er Jahren, als viele Muslimbrüder in den Gefängnissen einsaßen, kam es in ihren Kreisen zu einer Radikalisierung. Der Ideologe Sayyid Qutb entwickelte seine Theorie von der Dschāhilīya und erklärte alle Muslime, die sich nicht an die Scharia hielten, für ungläubig. In den 1970er Jahren bildeten sich mehrere militant-islamistische Gruppen, die sich ideologisch an Sayyid Qutb orientierten und Terroranschläge begingen, so insbesondere at-Takfir wa-l-Higra, al-Dschamāʿa al-islāmiyya und die Dschihad-Organisation. Einige Anhänger dieser Gruppen haben sich später der Terrororganisation al-Qaida angeschlossen, so zum Beispiel Aiman az-Zawahiri, der heute diese Organisation anführt. Eine vom Sinai aus operiererende militant-islamistische Gruppe sind die Ansar Bait al-Maqdis, die sich im November 2014 dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen haben.
Sichtbares Zeichen einer zunehmenden Islamisierung der Gesellschaft sind die immer häufiger zu sehenden tief verschleierten Frauen. Dies ist unter anderem auf den stärkeren Einfluss von konservativen Strömungen aus den Golfstaaten (verstärkt durch die Rückkehr von ägyptischen Wirtschaftsmigranten aus der Region) zurückzuführen. Noch in den 1990er Jahren war die Mehrheit der ägyptischen Frauen gänzlich unverschleiert.
Christen
Vor der Islamischen Expansion im 7. Jahrhundert war in Ägypten das Christentum die dominierende Religion; der Evangelist Markus soll der Überlieferung nach in Ägypten Mitte des 1. Jahrhunderts missioniert haben. In Mittel- und Oberägypten (nicht selten in überwiegend christlichen Dörfern), aber auch in Kairo und Alexandria gibt es eine koptische Minderheit, die mit anderen Christen zwischen vier und 15 Prozent der Gesamtbevölkerung Ägyptens umfasst. Die staatlichen und kirchlichen Zahlenangaben differieren stark (nach offiziellen Angaben machen die Christen nicht mehr als sechs Prozent der Bevölkerung aus).[30] Die ägyptischen Christen sind von Diskriminierungen betroffen; nach der Revolution 2011 haben etwa 100.000 das Land verlassen.
Andere, neben der koptischen Kirche, in Ägypten vertretene altorientalische Kirchen sind die Armenische Apostolische Kirche mit rund 15.000 Mitgliedern und die Syrisch-Orthodoxe Kirche mit lediglich rund 500 Mitgliedern. Bis heute besteht die Griechisch-Orthodoxe Kirche von Alexandrien, die mehr als 200.000 Gläubige in Ägypten zählt. Eine weitere orthodoxe Kirche mit Sitz in Ägypten ist die Orthodoxe Kirche am Sinai, der im Katharinenkloster und dessen Umgebung aber nur noch rund 50 Personen angehören.
Daneben gibt es noch kleinere christliche Gemeinschaften wie die Zeugen Jehovas mit 25.000 Mitgliedern und die Siebenten-Tags-Adventisten mit etwa 700 aktiven Mitgliedern.[32] Die Zeugen Jehovas veröffentlichen seit ihrem Verbot im Jahr 1960 keine Daten mehr über ihre Mitgliederzahlen in Ägypten.
Juden
Bereits seit der Antike gibt es jüdische Gemeinden im Land. Heute leben in Ägypten nur noch sehr wenige Juden. 1947 waren es 75.000, 1948 noch 66.000 Juden. Infolge des Ersten Arabisch-Israelischen Kriegs, der Sueskrise und des Sechstagekriegs wurden beinahe alle ägyptischen Einwohner jüdischen Glaubens ausgewiesen und vertrieben, oder flohen. Bis 1968 mussten fast alle ägyptischen Juden auswandern oder ins Ausland flüchten. Von 1945 bis 1949 fanden auch die Pogrome von Kairo gegen die jüdische Minderheit statt.
Seit 1979 der Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel abgeschlossen wurde, sind die Juden in Ägypten in ihrer Religionsfreiheit nicht mehr eingeschränkt, sie bilden aber nur mehr eine marginale, überalterte Minderheit.
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